Carl August Rippas
Rippas-Barth, Carl August, (1831–1906), Sohn des Lehrers Johannes Rippas in Titterten. Studium der Theologie in Basel, sodann 1857–77 Pfarrer in Oltingen. Der frühere Pfarrkollege Rippas wurde nach Breitensteins frühem Tod sein Nachfolger als Sekretär der Freiwilligen Armenpflege Basel (bis 1906) sowie auch als Religionslehrer am Gymnasium. Er war ausserdem Mitglied der bürgerlichen Armenpflege und der Kommission für die Bürger- und Jugendbibliothek.
Lieber Freund,
Es soll ein neues periodisch erscheinendes Blatt für das Volk mit christlicher Tendenz gegründet werden. Der Gedanke hiezu ist in der Ostschweiz entstanden – namentlich, um dem Rel. Volksblatt von St. Gallen entgegen zu wirken. Mitarbeiter sind: Barth in Beggingen, Miescher in Lippersweil, Buxtorf in Stettfurt, Högger, Usteri, Schuster im Kant. Zürich u. A. Salis in Liestal, Riggenb. in Arisdorf. Ich bin beauftragt auch Dich anzufragen, ob Du nicht auch mithelfen wollest? – Zum Zweck einer eingehenderen Besprechung der Angelegenheit soll nächsten Montag den 9 Nov. in Baden (Aargau) im Gasthof zum Schiff – eine Versammlung stattfinden u. ich soll Dich ebenfalls dazu einladen. (Habe auch uns. Freund Wirz im Kinderspital Mittheilung von der Sache gemacht.) Natürlich wirst Du noch Manches gerne wissen wollen von Tendenz, Inhalt, Form u. s. w. des projekt. Blattes – aber da das Genauere erst an jener Versammlung zu vernehmen sein wird u. ausgemacht werden soll – ist dorthin zu verweisen. Es wäre ein großer Gewinn für die Sache – die gewiß ihre gute Berechtigung hat – wenn auch Du Deine Feder – u. was für eine – ihr leihen wolltest! Im Fall Du nicht nach Baden gehest – werde ich Dir weitere Mittheilung machen; auch wenn Du augenblicklich nicht zusagen kannst.
Freundlichst grüßt Dich Dein
C. Rippas, Pfr.
(Auszug)
den Zeitraum vom 1. Juli 1876 bis 30. Juni 1877 umfassend und dem wohlthätigen Publicum erstattet von der leitenden Commission Die Verspätung des Jahresberichtes, welcher den Zeitraum vom 1. Juli 1876 bis 30. Juni 1877 umfaßt, wolle E. E. Publikum damit entschuldigen, daß die Feder der Hand entfallen, die bis dahin Bericht erstattet und ein Anderer in die Arbeit eintreten mußte, der sich erst auf dem Arbeitsgebiete der freiwilligen Armenpflege zu orientiren hatte. Dieser Umstand erklärt auch hinlänglich die Kürze des Jahresberichtes und dessen Mangelhaftigkeit. Billigerweise machen wir den Anfang mit Angabe der Personalveränderung. Denn wie nur für solche, die nicht weiter sehen, Kleider die Leute machen, in Wirklichkeit aber der Mann dem Kleide seinen Werth giebt, so sinds nicht in erster Linie die Reglemente und Paragraphen, die das Werk machen, sondern die Personen, wie überall, so auch hier auf dem Gebiete des Armenwesens und hier vor Allem. Die Liebe zu den Armen, guter Wille, Verständnis und Weisheit, das sind die Kräfte, welche Segen und Gedeihen geben dem Werke der Armenpflege. Laßt uns die rechten Männer finden und wir nehmen den Kampf auf gegen die vielgestaltigen Mächte, die ein geruhiges und stilles Leben in Gottseligkeit und Ehrbarkeit stören und vernichten und wir setzen den Kampf fort, Jahr für Jahr, unter allen Umständen und bleiben gutes Muthes, auch wenn zum Verzagen Grund und Ursache genug vorhanden wäre.
So geht es uns immer nahe, wenn Arbeiter in diesem Weinberge die Hand müssen vom Werke thun und von uns scheiden. So ist es uns recht nahe gegangen, als Herr Pfarrer Breitenstein, der als Sekretär unseres Vereins wie kein Anderer des Tages Last und Hitze getragen, gegen den Schluß des Berichtsjahres nach sechsjährigem Dienste so plötzlich hinweggenommen wurde. Ihm war bei der Gründung des Vereins der freiwilligen Armenpflege die Aufgabe geworden die leitenden Grundgedanken ins Werk zu setzen und im Einzelnen auszuführen, das vielgegliederte Werk einheitlich zu gestalten. Es war ihm auch gegeben in Folge seiner Erfahrung durch langjährigen Dienst im Pfarramte und durch seine persönlichen Eigenschaften, große Gewissenhaftigkeit, Umsicht und Milde wie auch durch beharrlichen Fleiß dem todten Buchstaben Leben einzuhauchen, der leitenden Commission rechte Hand, der Armenpfleger stets bereitwilliger Berather, der Armen nie ermüdender Freund zu werden und zu sein und die Herzen Aller, die am Werke arbeiten, in hohem Maße zu gewinnen. Das hat sich in rührender Weise bei seinem Tode gezeigt. Möge der himmlische Armenfreund, der keinen Becher kalten Wassers unbelohnet läßt, ihn nunmehr erfreuen mit ewiger Erquickung.
In Folge überhäufter Arbeit des Sekretärs war noch bei dessen Lebzeiten Herr Daniel Aenishänsly von Gelterkinden als Gehilfe eingetreten, der dann auch bis zur Neuwahl allein und zur Zufriedenheit die Geschäfte besorgte. Zum Sekretär ist dann Anfangs Juni gewählt worden: Pfarrer Rippas von Oltingen. [….]
Basel, im November 1877