Karl Rudolf Hagenbach
Hagenbach-Geigy, Karl Rudolf, (1801–1874), 1823 Privatdozent, 1824 a. o. und 1829 ordentlicher Professor für Kirchen- und Dogmengeschichte in Basel (fünfmal Rektor). Vertreter der Vermittlungstheologie. 1845–68 Herausgeber des ‹Kirchenblatts für die Schweiz›. Betätigte sich auch als Lokalhistoriker und Gelegenheitsdichter, verfasste das Hexameterepos ‹Das Schülertuch›. Kannte Hebel und Goethe; mit Jeremias Gotthelf pflegte er 1841–53 einen regen Briefwechsel. Hagenbach war seit der Schulzeit ein wichtiger Förderer von Breitensteins literarischen Bestrebungen. Breitenstein verfasste 1873 ein langes Jubiläumsgedicht für Hagenbach.
Hochverehrter Herr Professor!
Hiemit möchte mich schriftlich eines Auftrages bei Ihnen entledigen, den ich gerne mündlich besorgt hätte, aber bisher keine Zeit dazu fand. Ich vernahm nämlich gestern, daß heute die Comitee des prot. kirchl. Hülfsvereins, die sich mit der Gründung und Gestaltung einer reformierten Kirche in Olten beschäftigt, in Olten eine Sitzung halte und daß es sich dabei um Anstellung eines Geistlichen handle. Es hat nun vor einigen Tagen ein Herr Cand. theol. Johannes Meili, der schon längere Zeit in seiner Heimath, dem Kanton Zürich Vikar ist, geschrieben, er sei fest entschlossen sich um die Stelle, wenn eine solche in Olten gegründet werde, zu bewerben und ich möchte mich bei den Herren der Comitee für ihn verwenden. Diesem seinem Wunsche möchte mit diesen Zeilen entsprechen und Ihnen den Herrn cand. theol. Johannes Meili von Dägerst. Kts Zürich bestens empfehlen. Sie kennen ihn wohl so gut wie ich als einen wackern, wissenschaftlich gebildeten, evangelischen jungen Geistlichen, der nun in seiner Heimath zumal als Vikar im bekannten Fischenthal im Kellenland, auch vielfache praktische Erfahrungen hat sammeln können. Ich glaube, er würde in Olten mit Segen wirken. Wollen Sie daher, hochverehrter Herr Professor! wenn es nicht zu spät ist, heute auch diesen Vorschlag berücksichtigen! Inzwischen benütze diese Gelegenheit, Sie meiner vollkommenen Hochachtung zu versichern
Ihr ergebenster
J. Breitenstein Pfr.
vom Vater
Hochverehrter Herr Professor!
Sowohl weil ich gerne als Ihr Schüler Ihnen meinen Dank bezeugte für Alles, was Sie mir gewesen, als auch weil Ihr freundlich anerkennendes Wort mich nicht wenig zur Fortsetzung meiner litterarischen Versuche ermuntert hat, würde es mir große Freude machen, wenn Sie gegenwärtiges Büchlein als kleines Zeichen meiner Dankbarkeit annehmen wollten. Leider ist die Absendung durch so vielerlei Geschäfte, die während und nach der Festzeit mich ganz in Anspruch nahmen, bis auf heute verschoben worden, was Sie mir zu Gute halten wollen.
Ob und wie das Büchlein im Publikum Anklang finden wird, muß erst die Zeit lehren. Ich bin mir wohl bewußt, daß das poetische Element sich oft, besonders in der ersten Geschichte, hat müssen in den Hintergrund drängen lassen von dem Drange, unserm Volke Wahrheiten zu sagen, die mir auf dem Herzen lagen. Immerhin wird ein aufmerksamer Leser auch aus diesem Gefüge von Bruchstücken Manches lernen über die, die er tagtäglich in Schaaren an ihm vorüberziehen vielleicht auch sich noch näher treten sieht. Denn es lebt mancher Storzefried und manches Häfelibäbi in der Stadt, und es würde mir ein Leichtes sein, Ihnen so ein Dutzend leibhaftige Personen zu den Portraits zu finden. –
Indem Sie nochmals freundlich bitten möchte das Büchlein annehmen zu wollen zeichne mit vollkommener Hochachtung und herzlichem Gruß
Ihr ergebener
J. Breitenstein Pfr.