Christoph Stähelin

Christoph Stähelin

Stähelin-Bischoff, Christoph, (1804–1875), von Basel, seit dem achten Lebensjahr durch Herrnhuter in Königsfeld und Niesky erzogen, alsdann Studium der Theologie in Basel. Vikariat in Felsberg GR, 1832–39 Pfarrer an der Strafanstalt Basel, 1839–51 Pfarrer konservativ-pietistischer Tendenz in Ziefen. Stähelin setzte sich dort für die Verbesserung der Schulverhältnisse ein und stiftete für das neue Schulhaus das noch heute in Gebrauch stehende Schulglöcklein. Konfirmator von Jonas Breitenstein, welcher ihm in der Figur des ‹Bauma› in der Idylle ‹Der Her Ehrli› ein literarisches Denkmal setzte. 1851–75 Pfarrer in Riehen, wo er auch Hausgeistlicher der Diakonissenanstalt war und mit Christian Friedrich Spittler (1782–1867), dem Sekretär der Deutschen Christentumsgesellschaft, zusammenarbeitete. Stähelin war für Breitenstein ein lebenslanger Mentor und guter väterlicher Freund.

Heinrich Breitenstein sen. an Jonas Breitenstein in GöttingenZyfen den 23ten Mai 1851.

(Briefauszug)

 

Mein lieber Sohn!

Allervorderst muß ich um Entschuldigung bitten, daß ich Dich so lange auf Antwort warten ließ. […]

Daß Herr Pfarrer Linder in Tenniken hier gewählt wurde, hat Dir Herr Pfr. Stähelin schon berichtet. Heute vor 14 Tagen langte der neue Oberlehrer Aeschbach mit seiner Frau u. seinen 3 Kindern hier an. Sie scheinen ordentliche Leute zu sein, mit denen wir hoffentlich wohl nachkommen können; ob sie sich auch in Zukunft als solche bewähren werden, wird die Zeit lehren. Vergangenen Sonntag den 18 Mai hielt unser Herr Pfarrer seine Abschiedspredigt. Alles war sehr gerührt, und am Schlusse des Segensspruches konnte er vor Wehmuth das Amen fast nicht mehr aussprechen, bei dem Gedanken, seine Gemeinde zum letzten Mal gesegnet zu haben. Der Zuhörer waren ihrer so viele, daß die Kirche sie bei weitem nicht alle zu fassen vermochte. Letzten Dienstag den 20ten war der Abschiedstag; es that ihnen Allen, besonders aber den Mägden sehr weh, von hier abzuscheiden, von einem Orte, in dem sie so viel Vergnügen und so viele gute Freunde gehabt hatten. Des Abends ½ 7 Uhr erst fuhren die geladenen Wagen, und 4 Chaisen von hier ab, um im Bubendörfer Bad zu übernachten, und Mittw. Morgens in aller Frühe aufzubrechen. Nach eigenhändigem Berichte des H. Pfr. sind sie Mittwoch Mittags 12 Uhr schon in Riehen angelangt. Nach einem andern Berichte war der Einzug daselbst ein ziemlich feierlicher. Die Lehrer mit der Schuljugend sollen sie auf der Banngrenze mit Gesang empfangen, und ihre Chaisen ganz mit Blumen überstreut haben. Kanonen- u. Flintenschüsse sollen vom Kirchthurme herab gelöst worden sein, und die Glocken sie mit ihren Klängen begrüßt haben, und passende Gedichte sollen ihnen von einigen überreicht worden sein. Aber weder gestreute Blumen, noch Kanonenschüsse u. Glockengeläute sollen vermögend gewesen sein, die neuen Ankömmlinge aus ihrer wehmüthigen Stimmung in eine freudige zu versetzen; vielmehr war alles dieß nur noch mehr geeignet (namentlich bei den Mägden) ihre Wehmuth auf einen höhern Grad zu steigern, denn sie sollen beim Abladen und Einräumen im Haus, beständig u. oft laut geweint haben. Künftigen Sonntag den 25ten Mai wird H. Pfr. Stähelin in Riehen, und Sonntag d. 1 Juni H. Pfr. Linder hier in Ziefen die Antrittspredigt halten; wobei auch wir hier einige Feierlichkeiten zu veranstalten gedenken.

[…] Lebe wohl, u. sei von uns Allen, u. von allen die Dich lieben herzlich gegrüßt –

Heinr. Breitenstein Matt.

Riehen den 2ten October 1852.

Lieber J !

Gestern Abend erhielt ich Deinen l. Brief u. erschrak, weil er mich sogleich an einen nicht ausgeführten Vorsaz erinnerte. Gleich nach Deiner Erwählung z. Pfarrer nach Binningen wollte ich an Dich schreiben u. Dir meine herzlichste Theilnahme aussprechen; daß es ȏ[nicht] geschehn, ist gewiß ȏ[nicht] Mangel an Liebe. Sei versichert, daß ich viel Deiner gedenke. –

Also ʘ [Sonntag] den 10t sollest Du antreten. Du ladest mich ein, Dich einzuführen u. ich erkenne in Deiner Einlad. mehr als ein bloßes Compliment. Gerne möchte ich Folge leisten, aber doch muß ich ablehnen. Nicht sowohl u. allein das, was damals in d. Landschaft gegen uns Basler sich regte, als d. Stimmung, in die ich in diesen Wochen (aus Dir ebenf. bekannten Ursachen), versezt bin, macht mirs unmöglich. Nichtsdestoweniger werde ich an jenem Tage segnend u. fürbittend Deiner gedenken. Gerne möchte ich Dir noch Einiges mehr sagen, behalte mirs auch vor. Für Jezt nur dieses in Eile, weil Dir um baldige Antwort zu thun ist.

Sei mit den l. Deinigen freundlichst v. mir gegrüßt. In Liebe Dein
Χρφ Stähelin, Pfr.

von Pfr. Christoph Stähelin zur Geburt von Tochter MariaRiehen den 18 Nov 1855

Lieber J !

Gestern Abend erhielt ich Deinen l. Brief u. erschrak, weil er mich sogleich an einen nicht ausgeführten Vorsaz erinnerte. Gleich nach Deiner Erwählung z. Pfarrer nach Binningen wollte ich an Dich schreiben u. Dir meine herzlichste Theilnahme aussprechen; daß es ȏ[nicht] geschehn, ist gewiß ȏ[nicht] Mangel an Liebe. Sei versichert, daß ich viel Deiner gedenke. –

Also ʘ [Sonntag] den 10t sollest Du antreten. Du ladest mich ein, Dich einzuführen u. ich erkenne in Deiner Einlad. mehr als ein bloßes Compliment. Gerne möchte ich Folge leisten, aber doch muß ich ablehnen. Nicht sowohl u. allein das, was damals in d. Landschaft gegen uns Basler sich regte, als d. Stimmung, in die ich in diesen Wochen (aus Dir ebenf. bekannten Ursachen), versezt bin, macht mirs unmöglich. Nichtsdestoweniger werde ich an jenem Tage segnend u. fürbittend Deiner gedenken. Gerne möchte ich Dir noch Einiges mehr sagen, behalte mirs auch vor. Für Jezt nur dieses in Eile, weil Dir um baldige Antwort zu thun ist.

Sei mit den l. Deinigen freundlichst v. mir gegrüßt. In Liebe Dein
Χρφ Stähelin, Pfr.

Hochzeitsgratulation von Pfr. Christoph Stähelin2. Dezember 1852.

Hochzeitsgratulation von Pfr. Christoph Staehelin vom 2. Dezember 1852.