Karl Sartorius

Karl Sartorius

Sartorius-Burckhardt, Karl Achilles, (1824–1893), Studium der Theologie in Berlin und in Heidelberg. 1847 VDM, 1847–49 Vikar in Weitenau und Weil a. Rh. (Baden), 1849–51 Pfarrer in Bretzwi. 1851 nicht nach Ziefen gewählt, sondern nach Basel, wo er an der alten und 1864–92 an der neuen Elisabethenkirche wirkte, «eine Zeitlang als Modeprediger streng orthodox-reformierter Richtung» (Karl Barth). Grossvater von Karl Barth. Als enger Freund von Jonas Breitenstein wurde er 1858 Taufpate von dessen früh verstorbenem Sohn Jonas.

von Pfarrer Karl Sartorius zur Geburt von Jonas[Basel, 7. Dezember 1858]

Mögen Sie, liebe Frau Pfarrer, an dem Kindlein das Sie mit vielen Schmerzen geboren, durch Gottes Gnade nun, da die Stunden der Angst vorüber sind, ein um so reicheres Maß von Freude erleben, von solcher Freude, die wie sie von oben herab gegeben ist, auch über dieß flüchtige Erdendasein hinaus und hineinreicht in die selige Ewigkeit!

Mit der Bitte zum Herrn, daß er Solches thun wolle an Ihnen und Ihrem lieben Knaben, der von heut an theilweise auch mein Kind wird, grüßt Sie zum 7. Christmonat 1858 in herzlicher Theilnahme und Freundschaft

K. Sartorius, Pfr zu St.Elisab.

 

Bleistiftanmerkung von anderer Hand: geb. 1858. gest. 1859.

Sr. Wohlerw[ürden] Herrn Pfarrer Sartorius.Ziefen d. 22. Aug. 1879.

Heinrich Breitenstein antwortet Pfarrer Karl Sartorius, zu St. Elisabethen, Basel, auf dessen Anfrage, ihm Material über Jonas Breitenstein zu senden, denn offensichtlich möchte er eine Schrift über ihn verfassen.

 

Sr. Wohlerw[ürden] Herrn Pfarrer Sartorius.

Zuvörderst meinen aufrichtigsten u. herzlichsten Dank für die viele treue Freundschaft und Liebe, die Sie schon bei Lebzeiten meinem l. sel. Sohne Jonas erwiesen haben und ihm dieselben auch nach dem Tode noch fortwährend bewahren.

Gerne möchte ich Ihrem freundlichen Ansuchen und Wunsche allseitig entsprechen, wenn es möglich wäre, allein ich würde den Stoff zu Ihrem verehrlichen Vorhaben nicht so zusammen stellen können, wie es für Sie wünschbar wäre. Auch versagt mir oft meine alte zitternde Hand den Dienst, viel zu schreiben. Was die Kindheit und erste Jugendzeit meines sel. Sohnes betrifft, so kann ich Ihnen aus derselben nur Erfreuliches mittheilen. Es sei jedoch ferne von mir, Rühmen, und in blinder Liebe nur einzelne gute Eigenschaften hervorheben zu wollen; doch das darf ich getrost sagen, Jonas war von Jugend auf immer ein freundliches, gutes u. gehorsames Kind, und Jedermann hatte den Knaben lieb. Er war immer sehr lernbegierig und wendete seine Jugendzeit gut an; man merkte bald, daß in dieser jungen Seele etwas Höheres verborgen lag, das nur ausgebildet werden sollte. Fast 4 Jahre lang besuchte er die Bezirksschule in Liestal, und wendete auch da allen Fleiß an, etwas Rechtes zu lernen. Bald gewann er durch sein artiges Benehmen und sittliches Betragen die Liebe aller seiner Lehrer, und wir vernahmen durch dieselben nur Gutes und Erfreuliches; sie sprachen es auch selbst aus: Wenn wir lauter solche Knaben hätten, wie Jonas, wir könnten uns unseres Amtes freuen, und auch für uns Eltern war das eine nicht geringe Beruhigung. Nun kam Jonas nach Basel ins Pädagogium, auf die dortige Universität, und endlich mit seinem Freunde Birmann noch ein Jahr nach Göttingen, von wo er nach beendigter, wohlangewandter Studienzeit mit geistigen Gaben ausgerüstet, als unverdorbener Jüngling wieder in seine Heimat zurückkehrte. Nicht lange nach seiner Heimkunft wurde er als Pfarrer nach Binningen berufen; allein in Betracht seiner Jugend, und im Gefühl alles dessen, was er als Seelsorger dieser Gemeinde auf sich nehme, hatte er sich zu seiner Antrittspredigt den Text gewählt: „Herr, ich tauge nicht zu predigen, denn ich bin zu jung“! Bei diesem Demuthsgefühle durfte er aber auch die helfende Hand Gottes recht deutlich spüren. Was sein späteres Wirken in Binningen betrifft, das wissen Sie, lieber Herr Pfarrer, vielleicht besser, als ich es Ihnen sagen kann, da Sie ja als sein intimster Freund sehr oft mit ihm zusammen kamen.

Gerne hätte ich Ihnen jetzt schon eine Anzahl seiner frühern Briefe zukommen lassen, allein wir müssen eben noch nachsehen, was für Ihr Vorhaben noch passend wäre. Wenn ich gesund bleibe, habe ich im Sinne, nächstens nach Basel zu kommen, und werde mir alsdann erlauben, auch Ihnen einen kleinen Besuch abzustatten, und einige Briefe meines Sohnes Jonas mitbringen.

Genehmigen Sie, lieber Herr Pfarrer, inzwischen die herzlichsten Grüße
für Sie und die l. Ihrigen
Von Ihrem alten Breitenstein Lehrer, u. Familie.

Vater Heinrich Breitenstein an Pfarrer Karl SartoriusZiefen, d. 1ten Sept. 1879.

Lieber Herr Pfarrer!

Wie ich Ihnen kürzlich brieflich mitgetheilt, hatte ich im Sinne gehabt, nächstens nach Basel zu kommen, und auch Ihnen einen kurzen Besuch abzustatten und eine Anzahl Briefe meines sel. Sohnes mitzubringen. Allein, durch ein Leiden abgehalten, konnte ich bis jetzt mein Vorhaben nicht ausführen. Ich schicke Ihnen daher die Briefe per Post. Es sind zumeist solche aus der Studienzeit aus Göttingen, die vielen andern Briefe, die wir noch haben, betreffen meistens Familienangelegenheiten u. Anderes. Ist es mir dennoch möglich, diesen Herbst noch nach Basel zu , so werde mir erlauben, für einige Augenblicke bei Ihnen anzukehren.

Inzwischen verharrt, Sie und die Ihrigen freundlich grüßend:
Ihr ergebener Breitenstein Lehrer