Posamenterei
Die Seidenbandindustrie war vom 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts der wichtigste Erwerbszweig in der Region Basel. Damals zierten farbenprächtige Basler Seidenbänder modische Hüte und Damenkleider weltweit. Gewoben wurden die Bänder in Heimarbeit in den Dörfern der Basler Landschaft und in Fabrikarbeit in der Stadt. Das Reigoldswiler Tal mit Ziefen in der Mitte war neben Gelterkinden eine Hochburg der Bandweberei – auch Posamenterei genannt.
Jonas Breitenstein wuchs also in einem Posamenterdorf auf und kannte sämtliche Vertreter dieses Erwerbzweigs, von der Seidenwinderin und dem eigentlichen Bandweber über den (Web-) Stuhlschreiner und Drechsler bis zum ‹Boten›, dem Speditionsfuhrmann. Als Pfarrer lernte er dann aber auch die Sorgen und Nöte der Fabrikarbeiter am Stadtrand kennen und als Sekretär der Freiwilligen Armenpflege Basel kam er schliesslich noch in engen Kontakt zu den Bandfabrikanten der Stadt, den sogenannten Seidenherren. Breitensteins Geschichten spielen in der Zeit nach der Kantonstrennung.
Emilie Forcart-Respinger (1886 – 1945): Basel und das Seidenband, Birkhäuser, Basel 1942
«Der fabrikmässige Grossbetrieb entwickelte sich in Basel in den Jahren nach 1830; den grössten Anstoss dazu gab die Revolution im Baselland und die im Jahre 1833 erfolgte Trennung von Baselstadt und Baselland. Damals wurden von den Basler Herren viele Stühle der Landschaft entzogen, und die Arbeit wurde von städtischen Arbeitern in Fabrikbetrieben ausgeführt. Dazu kam die Erfindung der Dampfmaschine: der Antrieb der Stühle wurde nun mechanisiert. Um aber diese Einrichtung lukrativ zu gestalten, musste eine ganze Reihe von Stühlen zugleich in Betrieb gesetzt werden können. Die erste Fabrik mit Dampfkraft entstand im Jahre 1837; doch entwickelte sich die neue Produktionsweise schnell, und im Jahre 1877 waren elf Fabriken mit Dampfkraft in Betrieb. Trotzdem blieb die Bedeutung der Heimarbeit auf der Landschaft bestehen; die ganz spezielle Art der Arbeitsleistung, welche die Bandfabrikation verlangte, stempelte sie zur idealen Hausindustrie: in Stosszeiten musste Tag und Nacht gearbeitet werden, zu anderen Zeiten standen Stühle leer! Die ländlichen Arbeiter konnten in den arbeitarmen Zeiten anderen Beschäftigungen nachgehen, während der städtische Arbeiter ganz auf seinen Tagesverdienst angewiesen war. In den meisten Fällen war der Fabrikant Eigentümer des Stuhles; es lag ihm aber nicht nur aus materiellen Gründen am Herzen, dass die Arbeit auf seinen Stühlen nie ausging. Im Laufe der Zeiten hatte sich oft ein fast patriarchalisches Verhältnis zwischen den Arbeitgebern und ihren Arbeitern herausgebildet, und unbehelligt durch die städtischen Fabrikbestimmungen behielten die Baselbieter Heimarbeiter den individuellen Arbeitsvertrag bei …»
Folgende Webseite gibt umfassend Auskunft über die Seidenbandweberei: